In letzter Zeit musste ich mich immer häufiger mit der Frage auseinander setzen, ob denn nur Jagdhunde, wenn sie auch jagdlich geführt würden – glückliche, ausgelastete Hunde wären.
Ein wenig (v)erschreckt hat mich die Art und Weise, wie diese Diskussion geführt wurde.
Wie aufmerksame Leser meiner Homepage bereits erfahren konnten, führe ich meine Setter nicht jagdlich.
Schon Eltern und Großeltern meiner Hunde wurden nicht jagdlich geführt und ich hatte, auch im direkten Vergleich mit Hunden in Jägerhand, niemals den Eindruck, dass diese Hunde etwas schmerzlich vermissten.
Ich bin keine Gegnerin der jagdlichen Führung von Settern, allerdings möchte ich mich auch nicht andauernd rechtfertigen müssen, warum gerade ich als Nichtjäger, Jagdhunde halte und dazu auch noch mehrere.
Die Realität sieht so aus, dass immerhin circa 90% der Setter in Deutschland nicht jagdlich geführt werden.
Dies ist sicherlich zum einen darauf zurückzuführen, dass die Jäger hier zu Lande mit einem hochspezialisierten Jagdhund wie gerade dem Setter – schon landschaftlich bedingt - nicht allzu viel anzufangen wissen. Andererseits sind Setter in der Anschaffung häufig zwei- bis dreimal so teuer wie ein deutscher oder französischer Jagdhund.
Zudem gibt es in Deutschland auch kaum noch geeignete Reviere für Setter, die ja bekanntlich Hunde der weiten Suche sind.
Wenig Verständnis habe ich auch für den Zwang einzelner Vereine, als Zuchttiere nur Setter mit entsprechenden jagdlichen Prüfungen zu zulassen. Hier werden nämlich wieder einmal mehr nur die Augen vor der Tatsache, dass die meisten so geprüften Tiere, nach der Erlangung der begehrten Zuchtreife, dann nie wieder zum jagdlichen Einsatz kommen, fest verschlossen. Wenn die Hunde nur zu diesem Zweck zum Jagen gebracht und dann nie wieder jagdlich geführt werden, ist das - in meinen Augen - unverantwortlich, genauso gut könnte man versuchen, einen voll ausgebildeten Schutzhund als Schmusehund zu halten, auch dies würde kaum gut gehen, Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.
Meiner Meinung nach, kann und sollte man einen Setter nicht ein "bisschen" jagdlich führen. Jeder Hund, der jagdlich ausgebildet wurde, sollte auch weiterhin die Möglichkeit haben, voll jagdlich eingesetzt zu werden. Dazu gehört in meine Augen aber auch, dass der Halter seine Hunde nicht zu irgendeiner jagdlichen Ausbildung gibt, sondern selbst diese Aufgabe übernimmt. Überhaupt bin ich eine entschiedene Gegnerin der äußerst beliebten Methode, seine Jagdhunde für mehrere Monate in Ausbildung zu geben, ohne an der Ausbildung selbst teilzunehmen bzw. mit zu arbeiten. Das nötige Verständnis für einen arbeitenden Jagdhund kann ich meiner Meinung nach nur dann aufbringen, wenn ich als Führer selbst etwas vom Waidwerk verstehe (dazu muss man meines Erachtens nicht zwangsläufig im Besitz eines Jagdscheines sein) und meine Hunde selbst ausbilde. Zudem hätte ich äußerste Bedenken wie fremde Menschen mit meinem Hund in meiner Abwesenheit umgehen. Natürlich heißt das nicht, dass ich nicht zusammen mit meinem Hund entsprechende Kurse belegen kann.
Ich denke nicht, dass ein jagdlich geführter Setter sich in eine reißende Bestie verwandelt, andererseits glaube ich aber auch nicht, dass ein Hund in der Lage ist, zu unterscheiden, ob es sich nun um einen Waldspaziergang oder um einen Jagdeinsatz handelt. Und wer möchte schon gerne mit dem Revierinhaber in Konflikt geraten, ganz zu schweigen von der akuten Gefährdung des Wildes.
Trotzdem bin ich nach wie vor der Meinung, dass man Setter äußerst vielseitig einsetzen kann, auch bei Agility, Flyball, Dogdancing, als Rettungs- oder Besuchshund haben sich Setter entgegen aller Vorbehalte bereits bewährt, letztendlich braucht jeder Hund eine Aufgabe, es muss aber nicht zwangsläufig die Jagd sein.
Auch eignet sich nun wirklich nicht jeder Hund aus einem Wurf von noch so hochdekorierten Jagdgebrauchshundeeltern zur Jagd. Das musste schon mancher Jäger schmerzlich erkennen. Und hier ist in meinen Augen der Knackpunkt. Denn dann sind nämlich die sonst so geschmähten, ahnungslosen Laien ganz plötzlich Recht, dem untauglichen Hund ein lebenslängliches Gnadenbrot zu gewähren. Auch kranke und alte Setter dürfen Nichtjäger selbstverständlich führen.
Auch führt bestimmt nicht jeder Hund in Jägerhand ein artgemäßes Leben, so mancher Hund fristet einen Großteil seines Daseins im Zwinger und keinesfalls überwiegend in Feld und Wald, wie man es seitens der Jägerschaft uns jagdlichen Laien immer noch nur allzu gerne glaubhaft machen möchte. Genauso wenig wird jeder Setter in Laienhand nicht artgemäß gehalten, auch wenn das von "Jagdgebrauchshundehaltern“ häufig so dargestellt wird. Wer so argumentiert und polemisiert, macht sich das Ganze nicht nur zu einfach, sondern zeigt auch, dass er sich nicht mit beiden Seiten der Medaille beschäftigt hat, bzw. dies auch überhaupt nicht möchte.
Das Problem liegt meines Erachtens auch gar nicht in der Frage, ob der Setter nun jagdlich oder nicht jagdlich geführt wird, sondern–und da muss ich den Jägern einmal ausnahmsweise recht geben - darin, dass sich viele bei der Wahl ihres Hundes von der imposanten Erscheinung der Setter verführen lassen, ohne sich jedoch bewusst zu sein, was für einen Hund sie sich ins Haus holen. Allerdings sind hier auch die Züchter gefragt, die die Käufer nachdrücklich auf die Eigenschaften der Setter hinweisen sollen und müssen.
Wünschenswert wäre ein entspanntes Neben - oder vielleicht gar ein Miteinander von Jägern, Laien, jagdlich und nichtjagdlich geführten Settern.
Leider, so scheint es wenigstens, sind wir noch meilenweit davon entfernt. Ein bisschen Toleranz von beiden Seiten wäre - zum Wohle der Hunde - wünschenswert.
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