Wie wenn das Leben wär nichts andres
als das Verbrennen eines Lichts!
Verloren geht kein einzig Teilchen,
jedoch wir selber geh'n ins Nichts!
Denn was wir Leib und Seele nennen,
so fest in eins gestaltet kaum
es läst sich auf in tausend Teilchen
und wimmelt durch den Raum.
Es waltet stets dasselbe Leben.
Natur geht ihren ew'gen Lauf;
in tausend neu erschaffnen Wesen
steh'n diese tausend Teilchen auf.
Theodor Storm
Zum ersten Todestag
Seht die Wolken am Himmel ziehen,
schaut ihnen zu und denkt an mich,
das Leben war doch nur geliehen,
und eine Wolke – das bin ich.
Heinz Rickal
Zum zweiten Todestag
Manchmal bist du in unseren Träumen,
oft in unseren Gedanken
und immer in unseren Herzen.
unbekannt
Zum dritten Todestag
Jenseits von Richtig und Falsch gibt es einen Ort.
Dort treffen wir uns.
Rumi
Zum vierten Todestag
Alles Wachsen ist ein Sterben,
jedes Werden ein Vergehen.
Alles Lassen ein Erleben,
jeder Tod ein Auferstehn.
Tagore
Zum fünften Todestag
Das Leben ist kurz,
aber doch von unendlichem Wert,
denn es birgt den Keim
der Ewigkeit in sich.
Franz von Sales
Zum sechsten Todestag
Denn was grenzenlos ist
Denn was grenzenlos in euch ist,
wohnt im Palast des Himmels,
dessen Tor der Morgennebel ist
und dessen Fenster die Lieder und
die Stille der Nacht sind.
Khalil Gibran
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