Ausstellungen - ein heikles, leidiges Thema

 

  

Wer von mir nach Pias Einlassungen nun ein klares Kontra erwartet, kann und sollte sich das Lesen meiner Zeilen ersparen. Ich lehne nämlich Ausstellungen keineswegs ab. Mein Verhältnis zu Ausstellungen ist eher ambivalent,  was zu einem gewissen Teil auch an den Dissidenzpapieren meiner Hunde gelegen hatte, aber auch die beiden, nun bei mir lebenden Setter, ausgestattet mit den "richtigen Papieren" vom Verein für Pointer und Setter, haben noch nie eine Ausstellung besucht.

Vor etlichen Jahren haben wir unsere Gordon Setter Hündin das erste Mal ausgestellt. Das heißt, die undankbare Aufgabe musste Herrchen übernehmen, da Frauchens Nerven dafür nicht geeignet schienen.

Ausstellungen sollten in erster Linie ein Ort der Begegnung mit netten Hundeleuten und Vierbeinern sein, das glaubten wir jedenfalls zu Beginn noch.

Dass sie das leider häufig nicht sind, kann mir wohl jeder Aussteller, bestätigen. Oft regieren dort Neid und Missgunst.

Natürlich sollten Ausstellungen auch ein Ort des fairen Wettbewerbes sein, aber die Fairness bleibt wohl immer häufiger auf der Strecke.

Unverholen wird über bestimmte Zuchtlinien und Zwinger gelästert, was beim unbeteiligten Besucher bestimmt kein gutes Bild hinterlässt.

Apropos Besucher, für viele Hundeinteressierte sollten Ausstellungen auch eine Stätte von Informationen durch die Aussteller sein. Leider ist es häufig der Fall, dass man unter sich bleiben möchte und der Interessent außen vor bleibt. So treten manche Halter/Züchter in einer Art und Weise auf, die man durchaus als Arroganz bezeichnen kann. Häufig verkneift man sich deshalb von Vornherein das Ansprechen, um nicht angefahren oder zumindest von oben herab behandelt zu werden. Dabei hat an Showerfolgen noch immer der Hund den größten Anteil, denn aus einem nicht dem Standard entsprechender Hund wird auch, trotz bestem Handlings, sicher kein Champion werden.

Am schlimmsten aber finde ich jene Sorte von Ausstellern, die sich Hals über Kopf von ihrem Vierbeiner trennen, wenn er die gewünschten Erfolge nicht erzielt. Natürlich steht besonders bei Züchtern und Möchtegernzüchtern, deren vorderstes Ziel ja in erster Linie die Erlangung der begehrten Zuchtreife sein muss, ein anderer Leidensdruck dahinter, als bei Ausstellern, die ihre Hunde nur um der Pokale und Titel wegen, zum Angeben oder auch wirklich aus "Spaß an der Freud’“ ausstellen. Leider sind letztere meines Erachtens in der absoluten Minderzahl, was ungemein schade ist.

Bei vielen Ausstellern muss dann auch die provokative Frage erlaubt sein, ob sie nun die Pokale, Urkunden und Titel lieben oder tatsächlich ihren Hund.

Bei einigen wird man auch den Verdacht nicht los, dass sie einen erfolgreichen Hund gerade zu brauchen, um eigene Fehler, Schwächen und einen Mangel an Selbstbewusstsein zu kompensieren. Aussteller, die ihre Hunde mit brutalen Methoden, wie man das am Ring leider immer wieder beobachten kann, zurechtweisen, sollten meines Erachtens normalerweise gesperrt werden.

Die Auswüchse, die oft auf Ausstellungen zu finden sind, hat Pia ja schon klar angesprochen.

Allerdings führen mehrere Faktoren zu solch modischen Narreteien, Vereine und Richter, die sie geradezu fordern und Aussteller, die für ein V1 bereit sind, ihren Verstand auszuschalten und jede Modethorheit mitzumachen. Zu welchen geradezu grotesken Hundekarikaturen dies letztendlich führen kann, sieht man auf jeder Ausstellung, besonders an Pudeln und Bobtails .Wozu sollen diese Frisuren denn gut sein? Manchmal glaubt man, solche künstlichen Haargebilde wären nur erfunden worden, um die Unterschiede zwischen Frauchen oder Herrchen und Hund auf ein Minimum zu reduzieren.

Bedauernswert jeder Hund, der der Ausstellungen wegen kein Hund mehr sein darf, der das tolle Gefühl, sich in Pfützen oder auch einmal im Schafsmist zu wälzen, nie erfahren durfte, der mehr Zeit unter der Dusche und in der Trockenbox verbringen muss, als sich in freier Natur bewegen zu dürfen. Mancher Hund wird sogar -völlig entgegen seiner Natur- in einem Ganzkörperbody verpackt, nur um sich draußen garantiert nicht schmutzig zu machen.

Wer - wie wir - bei jedem Wetter, viel im Wald und Feld unterwegs ist, wird sicher keinen Hund haben, der in allen Lebenslagen tip-top aussieht. Wie oft schon kamen meine Setter pudelnass, voller Schlamm oder wie meine früheren Rotweißen, traditionsbewusst in den irischen Nationalfarben rot–weiß-grün nach Hause, während Herrchen und Frauchen dem in keinster Weise nachstanden.

Dass alle Hunde, nicht nur Ausstellungshunde, weder verfilzt, noch im allgemeinen – außerhalb der Spaziertouren – total verschmutzt aussehen sollten, versteht sich von selbst.

Noch ein Wort zur äußeren Erscheinung von Settern auf Ausstellungen. Extrem im oberen Drittel ausgeschorenen Behänge betonen eher einen Eierkopf und Nackthalssetter sind auch nicht das Wahre. Gerade beim Setter wächst das Fell nur sehr langsam wieder nach, sodass der Hund für lange Zeit in gewisser Art und Weise verunstaltet bleibt. Für dieses, hauptsächlich bei den Amerikanern abgekupferte Styling habe ich nur wenig Verständnis. Leider machen aber immer mehr Aussteller dies mit, so dass wohl demnächst ein Setter, ohne entsprechendes Trimmen, keinerlei Chancen auf einen der vordere Plätze mehr haben wird. Überhaupt werden Bewertungen immer mehr vom richtigen Handling abhängig und wer es sich finanziell leisten kann, bemüht bereits professionelle Handler. Ob diese Entwicklung in Europa, gerade im Hinblick auf die Zucht, wirklich so wünschenswert ist, muss sich noch zeigen.

Zu meinem Bedauern  gibt es die VDH Veranstaltungen, wie z. B Ingolstadt, die ein einem lockeren, entspannten Rahmen stattfanden, kaum mehr. So sehr ein internationaler Vergleich mit großer Konkurrenz wünschenswert erscheint, desto bedauerlicher ist, dass diesen Massenveranstaltungen jegliches Flair abhanden kommt und der unbeteiligte Zuschauer sich unmittelbar in eine Kampfarena versetzt sieht, mit überdrehten Hunden und verbissenen Ausstellern.

Im übrigen gebe ich allen Ausstellern zu Bedenken, wie es wohl um das Ausstellungswesen bestellt wäre, wenn wir Zweibeiner im Ring nach den selben, strengen Kriterien beurteilt werden würden, wie unsere Hunde!? 

 

                                                                                                                                              weiter zur Ausstellungssatire      

 

 

 © 2004-2016 Silvia Gabler

 
 
 
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