Wer die Wahl hat, hat die Qual

 

  

Sie haben sich entschieden, ein Setter soll es sein, da Sie zu der Ansicht gekommen sind, dass Sie alle Voraussetzungen mitbringen, um dieser Rasse gerecht werden zu können.

Nun gibt es allerdings vier Settervariationen, und deshalb dreht sich jetzt alles um die Frage, welche der vier Setterrassen für Sie in Frage kommt?

Züchter darüber zu befragen, bringt einen in den seltensten Fällen wirklich weiter, denn die meisten Züchter werden nach einer gewissen Zeit betriebsblind und sehen nur noch die eigene Rasse(n). Standards sagen so gut wie nichts über das Wesen einer Rasse aus. Bücher zu lesen, hilft zwar ein Stück weiter, ist aber auch nicht  immer das Wahre, da die meisten Rassen, je nachdem, welche die Autorin/der Autor bevorzugt hält oder züchtet, doch in den meisten Fällen sehr subjektiv beschrieben werden. Eine weitere Möglichkeit, sich über die Setterrassen zu informieren, bieten Ausstellungen. Hier können Sie, mit etwas Glück, alle vier Setterrassen live erleben und sich bei den Ausstellern erkundigen.

Natürlich ist niemand, weder Züchter, noch Aussteller, noch Buchautor, noch Halter, wirklich objektiv, es fließen in jede Darstellung eine Menge Erfahrungen ein, die man mit ein oder mehreren Exemplaren einer bestimmten Rasse gesammelt hat.

Der bekannteste Setter, ist sicher aufgrund der bedauerlichen Tatsache, dass er in den siebziger Jahren zum Modehund wurde, der Irish Red Setter. Sehr auf Eleganz mit langem wallendem Fell gezüchtet, sind viele Linien sicher nicht mehr besonders zur jagdlichen Führung geeignet. Da auch im ISCD dem durch zwei Zuchtlinien, nämlich der reinen Formwertzucht neben dem der Leistungszucht, Rechnung getragen wird, dürfte für viele Nichtjäger der Irish Red Setter erste Wahl sein. Allerdings wäre es ein Trugschluss, zu denken, dass Hunde aus reinen Formwertzuchten etwa weniger Bewegung und Beschäftigung brauchen, als Setter aus einer Leistungszucht. Wenn Sie den Hund nicht jagdlich führen möchten, ist es ihre Aufgabe, die Interessen ihres Setters in andere Bahnen zu lenken, sei es durch Agility, Flyball oder anderes. Irish Red Setter stehen im Ruf, etwas zappeliger, ungeduldiger und fordernder zu sein als die anderen drei Rassen. Auf unsere Asta trifft das sicher zu, obwohl ihre Vorfahren bereits seit einigen Generationen nicht mehr jagdlich geführt wurden.

 

Der Gordon Setter hat hierzulande inzwischen den English Setter vom zweiten Platz, der im VDH gezüchteten Setter, auf den dritten verwiesen, zwischenzeitlich war er sogar auf Platz 1. Eigentlich eine erstaunliche Entwicklung, haben schwarze Hunde doch meistens einen schlechten Ruf.

Der Gordon Setter wirkt in den meisten Fällen etwas weniger elegant als der Irish Red Setter, schließlich wurde er als Jagdhund für die besonderen Gegebenheiten der schottischen Hochmoore gezüchtet.

Angeblich ist er vom Wesen her bedächtiger und zurückhaltender als der Rote, wobei ich allerdings keines von beiden für die Gordon Setter,  die bei uns lebten bzw. noch leben, unterstreichen würde. Bei VDH Züchtern in Deutschland werden Sie nur Gordon Setter aus Leistungszuchten finden, und dem sollten Sie auch Rechnung tragen, indem Sie den Hund entweder jagdlich führen oder unbedingt für eine entsprechende Ersatzbeschäftigung sorgen.

Am meisten Erfahrung habe ich natürlich mit dem Irish Red and White Setter. Diese Rasse ist auf dem Europäischen Festland noch sehr selten und wird es wohl auch bleiben. Im Gegensatz zum Irish Red Setter sind diese Setter eher athletisch als elegant gebaut, und unterscheiden sich nicht nur in der Farbe von der roten Varietät. Sie sind meist leichter zu erziehen und zu führen, aber bestimmt nicht ohne Temperament. Am besten trifft man ihr Naturell, wenn man sie, wie ich es gewöhnlich mit einem Augenzwinkern tue, als sensible Rambos oder auch rambohafte Sensibelchen bezeichnet. Wer seinen Setter jagdlich führt, wird sicher auch zu schätzen wissen, dass die IRWS aufgrund ihrer Farbgebung auch in der Dämmerung und der Nacht besser sichtbar sind, als IRS und GS. Im Umgang mit Fremden sind sie gewöhnlich äußerst zurückhaltend, wobei auch hier Ausnahmen, wie unsere Ronja, die Regel bestätigten.

Pflegemäßig trifft das für den ES erwähnte zu, das Fell ist in der Regel zwar kürzer, was das Kämmen und Bürsten vereinfacht, neigt aber auch dazu, einen leichten Gelbschimmer anzunehmen.

Auch der English Setter wird in Deutschland in den beiden unter dem Dach des VDHS züchtenden Vereinen nur auf Leistung gezüchtet, sprich die Eltern müssen Ihre Leistung auf jagdlichen Prüfungen unter Beweis gestellt haben. Während in Italien der English Setter im großen Stil gezüchtet und auch jagdlich eingesetzt wird, finden ES hierzulande bei Jagden kaum Einsatz. Bei Jägern steht der English Setter heutzutage im Ruf, zu "weich" zu sein.

Eine gewisse Sturheit kann man wohl allen vier Arten nicht absprechen. Auch, dass die meisten von ihnen jegliche Art von Routine und ständiges Wiederholen von Gehorsamsübungen gerade zu hassen, haben wohl alle vier Setterrassen gemeinsam.

Viel Bewegung und Beschäftigung benötigen alle Setter, wobei ein sinnloses Hin- und Herhetzen lassen, bestimmt nicht das richtige für unsere Setter ist. Vielmehr sollten sie auch mental beschäftigt werden, indem man sie, auch auf Spaziergängen und nicht nur auf dem Übungsplatz, bestimmte Aufgaben erfüllen lässt.

Die Entscheidung wird Ihnen sicher niemand abnehmen und letztendlich wird wahrscheinlich ausschlaggebend sein, welches Wesen, welche Farbe oder Statur Ihnen persönlich am meisten zusagen.

 

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© 2004 Silvia Gabler

 
 
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